Digitale Elemente in analogen Veranstaltungen

Mehr als nur Beamer und PowerPoint – digitale Tools als didaktisches Werkzeug

Digitale Elemente spielen längst nicht mehr nur in Online-Veranstaltungen eine Rolle. Auch im analogen Raum – etwa bei Präsenzseminaren, Workshops oder Schulungen – können sie einen echten Mehrwert schaffen. Wer beim Stichwort „digital“ lediglich an PowerPoint-Folien oder Beamer denkt, greift zu kurz. Digitale Tools bieten zahlreiche Möglichkeiten, um Inhalte interaktiver zu vermitteln, Beteiligung zu erhöhen und Lernprozesse sichtbar zu machen.

Richtig eingesetzt, erweitern sie klassische Methoden um neue Formate der Zusammenarbeit, Strukturierung und Visualisierung. Sie bringen nicht mehr Technik ins Lernen, sondern mehr Bewegung, Transparenz und Partizipation – und stärken so die Qualität von Bildungsprozessen im Raum.


Was es dafür braucht: Technische Voraussetzungen

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, über technische Hilfsmittel wie Videokonferenzsysteme Teilnehmende oder Referent*innen extern zuzuschalten. Solche Formate bewegen sich dann jedoch in Richtung hybrider Veranstaltungskonzepte und erfordern zusätzliche didaktische und technische Planung. Ein vertiefender Blick auf hybride Veranstaltungsformate – also die gezielte Verbindung von Präsenz- und Online-Teilnahme – könnte ein spannendes Thema für einen zukünftigen Beitrag sein.

Damit browserbasierte Tools im analogen Setting sinnvoll genutzt werden können, braucht es keine aufwendige technische Ausstattung – wohl aber einige grundlegende Voraussetzungen:

  • Ein Laptop oder Rechner für die Moderation, auf dem die Tools gestartet und gesteuert werden
  • Ein Beamer, mit dem Inhalte wie Pinnwände, Textfelder oder Abfragen für alle sichtbar an die Wand projiziert werden
  • Ein stabiler Internetzugang, entweder über WLAN oder Hotspot – da die meisten Tools online arbeiten, ist dies eine zentrale Voraussetzung
  • Mobile Endgeräte für die Teilnehmenden, also Smartphones, Tablets oder Laptops – diese können entweder privat mitgebracht oder von den Veranstaltenden zur Verfügung gestellt werden

Wenn diese technische Basis vorhanden ist, lassen sich digitale Tools einfach, spontan und flexibel in analoge Veranstaltungsformate integrieren – ohne App-Installationen, ohne Log-ins, direkt über den Browser.


Drei Tools, die den Unterschied machen

Für den Einsatz in Präsenzveranstaltungen haben sich besonders drei browserbasierte Tools bewährt. Sie sind datenschutzkonform, benötigen keine Registrierung und lassen sich vielseitig nutzen:

  • ONCOO: ein Tool zur Kartenabfrage, mit dem Gedanken, Begriffe oder Meinungen gesammelt und strukturiert dargestellt werden können
  • Taskcards: eine digitale Pinnwand, die Gruppenprozesse sichtbar macht und sich auch als digitales Handout eignet
  • Yopad: eine Plattform für das gemeinsame Schreiben in Echtzeit – ideal für Gruppenarbeiten, Ideensammlungen oder Protokolle

Alle drei Tools lassen sich über einen Beamer im Raum sichtbar machen und fördern so nicht nur die Beteiligung, sondern auch die Transparenz der Prozesse.


ONCOO – strukturierte Beteiligung sichtbar machen

ONCOO ist ein einfaches, aber äußerst wirkungsvolles Werkzeug für den Veranstaltungsstart, Zwischenimpulse oder Reflexionsphasen. Besonders beliebt ist die digitale Kartenabfrage: Die Moderation startet auf der Website eine neue Methode (gelber Button), wählt „Kartenabfrage“ und vergibt ein Passwort. Danach wird ein QR-Code angezeigt, über den sich die Teilnehmenden per Smartphone oder Laptop einloggen – alternativ kann der Zugangscode manuell auf der Website eingegeben werden.

Teilnehmende geben ihre Gedanken, Begriffe oder Assoziationen ein, die dann live an der Wand projiziert werden – sichtbar für alle. Die Moderation kann die Begriffe per Mausklick verschieben, clustern oder farblich hervorheben. So entsteht ein strukturierter Überblick, der Diskussionen vorbereitet oder Impulse für den weiteren Verlauf gibt.

ONCOO eignet sich besonders gut für:

  • Stimmungsabfragen zum Einstieg
  • Aktivierung von Vorwissen
  • Assoziationsrunden oder
  • Feedback am Ende

Alle Beiträge können am Ende als PNG-Datei exportiert und zum Beispiel für die Dokumentation weiterverwendet werden.


Taskcards – die Veranstaltung strukturieren und dokumentieren

Taskcards ist eine browserbasierte, Pinnwand, mit der Inhalte gesammelt, sortiert und gemeinsam bearbeitet werden können. Sie ist funktional vergleichbar mit Padlet, kommt jedoch ohne Registrierung aus und entspricht den Anforderungen der DSGVO.

In Taskcards lassen sich Pinnwände in verschiedenen Layouts anlegen: als Spalten, Raster oder freie Felder. Die Moderation erstellt eine Pinnwand und teilt den Link mit den Teilnehmenden. Beiträge können direkt eingetragen werden – Texte, Links, Dateien, Bilder oder Videos. In Präsenzveranstaltungen wird die Pinnwand über einen Beamer an die Wand projiziert, sodass alle Beiträge im Raum sichtbar sind.

Besonders hilfreich ist Taskcards, weil es nicht nur zur Ergebnissicherung dient, sondern auch als Leitstruktur durch die Veranstaltung genutzt werden kann – mit Arbeitsaufträgen, Zeitplänen, Reflexionsfragen oder Materialien. So könnten bereits vor der Veranstaltung weiterführende Links und thematische Impulse hinterlegt sein.

Am Ende der Veranstaltung können die Teilnehmenden die Pinnwand als digitales Handout verwenden, das alle Inhalte, Ergebnisse und Links an einem Ort bündelt.


Yopad – gemeinsam schreiben, gemeinsam denken

Yopad ist eine besonders einfache Möglichkeit, gemeinsam Texte zu schreiben – ohne Anmeldung, direkt im Browser. Die Plattform basiert auf Etherpad und erlaubt mehreren Personen, gleichzeitig an einem Text zu arbeiten. Jede Gruppe kann ihr eigenes Pad erstellen und dort Ideen sammeln, Diskussionen dokumentieren oder Antworten auf Fragen formulieren.

Besonders gut eignet sich Yopad für:

  • Gruppenarbeiten mit schriftlichen Ergebnissen
  • Diskussionen oder Thesenfindung
  • Protokolle von Gesprächsrunden

Die Ergebnisse können im Plenum vorgestellt und – wenn gewünscht – direkt in eine Taskcards-Pinnwand übernommen werden. So entsteht ein durchgängiger Arbeitsfluss: Ideen entstehen in Yopad, werden auf einer Taskcard festgehalten und können dort gemeinsam weiterbearbeitet werden.


Ein möglicher Ablauf – Digitale Tools in eine analoge Veranstaltung integrieren

Gesamtdauer: ca. 2,5 Stunden
Ziel: Aktivierende Auseinandersetzung mit einem Thema durch strukturierte Gruppenarbeit, transparente Ergebnissicherung und digitale Beteiligungselemente

1. Einstieg & Aktivierung (ca. 30 Minuten)

Ziele:

  • Ankommen ermöglichen
  • Emotionale und inhaltliche Verbindung zum Thema herstellen
  • Beteiligung von Beginn an fördern

Ablauf:

  • Begrüßung, kurzes informatives Warm-up durch die Moderation
  • Danach folgt eine digitale ONCOO-Kartenabfrage, projiziert über den Beamer. Die Teilnehmenden beantworten nacheinander zwei Fragen:
    • „Mit welchem Gedanken oder Gefühl kommst du heute?“
    • „Was verbindest du mit dem Thema XY?“
  • Die Beiträge erscheinen live auf der Leinwand. Die Moderation kann die Karten thematisch clustern, benennen oder hervorheben.

Nutzen:

  • Alle Teilnehmenden bringen sich aktiv ein
  • Unterschiedliche Perspektiven werden direkt sichtbar

Parallel wird die Taskcards-Pinnwand eingeführt, die während der gesamten Veranstaltung als strukturierendes Element dient. Neben einem Überblick über den Ablauf finden sich dort bereits zu Beginn:

  • Arbeitsaufträge
  • Hinweise zur Gruppenarbeit
  • weiterführende Links, Quellen und thematische Impulse

2. Gruppenarbeit (ca. 45 Minuten)

Ziele:

  • Selbstständige Auseinandersetzung mit einem Thema in Kleingruppen
  • Gemeinsames Sammeln, Diskutieren, Strukturieren

Ablauf:

  • Die Gruppe wird in 3–5 Kleingruppen aufgeteilt, je nach Gruppengröße.
  • Jede Gruppe erhält eine Fragestellung oder einen Arbeitsauftrag, der bereits auf der Taskcards-Pinnwand vorbereitet ist.
  • Die Gruppen dokumentieren ihre Gedanken in einem eigenen Yopad, das sie selbst erstellen oder über vorbereitete Links aufrufen können.
  • Die Yopad-Links werden auch auf der Taskcard festgehalten
  • Die Moderation steht unterstützend zur Verfügung (bei Technik, beim Strukturieren von Arbeitsschritten oder bei Verständnisfragen).

Nutzen:

  • Gruppen können selbständig und gemeinsam arbeiten
  • Yopads ermöglichen gleichzeitiges Schreiben und direktes Festhalten von Inhalten
  • Beiträge sind am Ende direkt präsentationsfähig

3. Präsentation & Austausch (ca. 30 Minuten)

Ziele:

  • Erkenntnisse teilen
  • Diskussion und Rückfragen ermöglichen
  • Gemeinsame Zwischenbilanz

Ablauf:

  • Jede Gruppe präsentiert die Ergebnisse ihres Yopads über den Beamer.
  • Die restlichen Teilnehmenden hören zu, stellen Fragen oder ergänzen Hinweise.

Nutzen:

  • Austausch auf Augenhöhe
  • Alle Gruppenbeiträge sind gleichwertig sichtbar
  • Die Pinnwand dient als visuelles Gedächtnis der gesamten Veranstaltung

4. Reflexion & Dokumentation (ca. 15 Minuten)

Ziele:

  • Gemeinsamer Abschluss
  • Persönliche Reflexion fördern
  • Ergebnisse sichern und verfügbar machen

Ablauf:

  • Die Moderation startet eine zweite ONCOO-Kartenabfrage mit der Frage:
    • „Was nimmst du heute mit?“
  • Die Antworten erscheinen live im Raum und bilden den Abschluss der Veranstaltung.
  • Die Taskcards-Pinnwand wird final ergänzt – zum Beispiel mit:
    • Links zu den Yopads
    • PNG-Exporten aus den ONCOO-Abfragen
    • Präsentationsmaterialien, Quellen, weiterführenden Links

Nachbereitung:

  • Die Taskcards-Pinnwand wird im Anschluss per Link an alle Teilnehmenden per E-Mail versendet
  • Sie dient als digitales Handout, das strukturiert, dokumentiert und nachhaltig wirkt

Fazit: Digital denken, analog gestalten

Digitale Tools machen analoge Veranstaltungen nicht technischer – sondern zugänglicher, interaktiver und strukturierter. Sie erweitern bewährte Methoden, schaffen neue Zugänge und bringen Beteiligung auf Augenhöhe.

ONCOO, Taskcards und Yopad zeigen exemplarisch, wie sich digitale Werkzeuge sinnvoll und niedrigschwellig mit analogem Lernen verbinden lassen. Sie fördern Partizipation, schaffen Sichtbarkeit und machen Zusammenarbeit im Raum lebendiger.

Die hier vorgestellten Tools sind bewusst ausgewählt – sie stammen aus der Praxis und haben sich in verschiedenen Kontexten bewährt. Natürlich gibt es darüber hinaus viele weitere digitale Werkzeuge, die je nach Ziel und Zielgruppe passend sein können.

Traut euch, Neues auszuprobieren! Schon kleine digitale Impulse können dazu beitragen, Veranstaltungen offener, kollaborativer und nachhaltiger zu gestalten – ganz analog, aber digital unterstützt.

Aktualisiert am 11. Juni 2025
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